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Die Chronik des Gesellenvereins

Die handgeschriebenen Chroniken und Protokollbücher des Gesellenvereins, der Kolpingsfamilie sind die direkteste Verbindung zu einer Zeit, ihren Menschen, den Gesellen und ein Bezug zur Heimatgeschichte unserer lieben Stadt. 

1649 | Grundsteinlegung war schon 1649, heute dient das Gebäude als Kolpinghaus

Zu den faszinierendsten Persönlichkeiten, die für kürzere oder längere Zeit in Ingolstadt gelebt hatten, zählt Bartholomäus Holzhauser. Der am 24. August 1613 in Laugna (Schwaben) Geborene hatte in Ingolstadt studiert, war in Ingolstadt 1639 zum Priester geweiht und hier auch 1640 Lizentiat der Theologie geworden, zog dann in diesem Jahr nach Salzburg, erhielt ein Kanonikat in Tittmoning und wurde 1642 Pfarrer in St. Johann in Tirol. Um der priesterlichen Spiritualität neue Impulse zu geben, gründete er die Weltpriestervereinigung, die sich "Institutum Clericorum saecularium in commune viventium" nannte, wobei er eine geistliche Erneuerung über ein Leben in priesterlichen Gemeinschaften anstrebte. Man datiert die Gründung 1640 (in Tittmoning). 1642 - 45 wurde der Einrichtung eine gewisse Organisation gegeben. 1649 wurde in Ingolstadt der Grundstein zum "Bartholomäum" gelegt. Die Ingolstädter Einrichtung stand bis 1804 in Blüte, heute dient das Gebäude als Kolpinghaus.

Die für die Zwecke des Bartholomäerinstituts vorhandenen älteren Häuser erwiesen sich auf die Dauer als unzureichend. Das Gebäude sollte als Seminargebäude für die an der Universtität Studierenden der Gemeinschaft dienen. Wenn man auch mit dem Bauten des Jesuitenkollegs nicht wetteifern konnte, sollte doch auf Repräsentation nicht völlig verzichtet werden. Was den zu wählenden Architekten betraf, bot sich der einzige damals in Ingolstadt ansässige Baumeister von Rang an: Michael Anton Prunnthaler. Dieser stammte aus Kelheim, am 25.09.1708 war er in Ingolstadt als Bürger aufgenommen worden. Er hatte in Ingolstadt bedeutende Bauwerke ausführen können, wenn auch zuweilen in Zusammenarbeit mit noch bedeuteneren Inspiratoren: So hatte er 1723 eine Spezifikation für den Bau der Anatomie eingereicht und diese wahrscheinlich erbaut, wenn auch hinter diesem seinem Werk Gabriel de Gabrieli stehen dürfte. Für die 1945 zerstörte ehemalige Augustinerkirche (untere Franziskanerkirche, heute Viktualienmarkt) hat er den Kostenvoranschlag nach Entwürfen Johann Michael Fischers erarbeitet, auch dürfte er diesen Kirchenbau selbst ausgeführt haben. Den genannten Bauwerken sind der Neubau des Bartholomäerinstituts vorausgegangen.

Nach Aufhebung der Universität (1800) wurde das nun ehemalige "Bartholomäum" Eigentum des Collegium Georgianum und des Emeritenfonds der Erzdiözese Freising. Schon 10 Jahre später erwarb es der Militäraerar und baute das Gebäude für ein Militärhospital um. Eine Reihe von Plänen hat sich aus dem Jahre 1810 erhalten, sie tragen alle den 15. Juli 1810 als Datum und die Signatur des Ingenieur Obrist-Lieutenants Caspers. In den Folgejahren und während der Festungsbauzeit war das Gebäude dann Spital für kranke Soldaten und Arbeiter. 

Von 1872 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges war es Offiziersheim, Offizierscasino und Offiziersspeiseanstalt der Garnison Ingolstadt. 

von Siegfried Hofmann

1854 | Die Gründung des Gesellenvereins in der vierten Januarwoche

Nach Überlieferungen fand nach einigen Anläufen und "Berathungen" die Gründerversammlung in der vierten Januar-Woche 1854 statt. Die Vereinschronik vermerkt darüber: "Ein sehr wichtiger Tag für den Verein war der 22. Januar 1854. Dieser Tag muss "nemlich" als der eigentliche Geburtstag unseres Vereins betrachtet werden. Denn an diesem Tage wurde die so wichtige und entscheidende Präsesfrage gelöst." Die Lösung bestand darin, dass man nach wiederholten Bitten den Prediger zur Schönen unserer Lieben Frau, Dr. Ludwig Hecht, bewegen konnte, "das Praesidium des Vereins" (Jan. 1864 - Okt. 1854) zu übernehmen.

Seine Ingolstädter geistlichen Mitbrüder verhielten sich gegenüber der Vereinsgründung zunächst auffallend reserviert. Mit der Übernahme des "Praesidiums" durch Dr. Hecht schien diese Reserve abzuklingen.

Erstes Vereinslokal war der Schlosserbräu in der Schäffbraustraße. Wegen der geringen Platzkapazität von 30 Personen ist der Verein schon Ende 1854 in ein anderes Lokal umgezogen. 

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1854 | Der erste "Alt-Gesell" des Vereins

Monika Enzingers erster Vorgänger in der Geschichte der Ingolstädter Kolpingsfamilie war Xaver Bauer, seines Zeichens Bäckergesell "von dahier", also von Ingolstadt. Entsprechend den damals gültigen Statuten führte er die Bezeichnung "Alt-Gesell" und amtierte nur 1 Jahr, "damit der Eifer nicht erkalte und nach und nach alle tauglichen Elemente zur höchsten Würde kommen" wie es in der Chronik (S. 135) heißt.

Zu seiner Person und Bedeutung führt der Chronist aus dem 19. Jahrhundert aus: "Der Altgesell des Vereins ist im Verein eine sehr wichtige Persönlichkeit, von der das Gedeihen desselben in vieler Hinsicht abhängt.... Ein guter Altgeselle ist eine vortreffliche Stütze jedes Präses. Der Altgesell ist der Kern, um den sich im Verein und außerhalb des Vereins die Mitglieder kristallisieren sollen. Er ist der Mustergeselle, er warnt und beobachtet, wo Mund und Auge des Präses nicht hinreichen..."

Eine Neufassung der Statuten im Jahre 1883 benannte den "Altgesellen" in "Führer" um. Eine Bezeichnung, die unter Kaiser Wilhelm I. und König Ludwig II. noch keine politische Aussage bedeutete. 

1855 | Neues Vereinslokal im Bayer. Hof

Nikolaus Mayerhöfer, zweiter Gesellenpräses (Nov. 1854 - Sept. 1857), Benefiziat in St. Moritz und Professor an der Lateinschule, vermittelte das neue Vereinslokal den "Münchner- oder Bayer. Hof" der damals an der Stelle der späteren Alten Post in der Kreuzstraße stand.

Ein Gastzimmer im Erdgeschoß faßte 70 Personen, für Unterrichtszwecke konnte ein Zimmer im 1. Stock benützt werden. Für Festlichkeiten stand ein Saal zur Verfügung.

Obwohl die Räumlichkeiten für den Verein gut geeignet waren, gab es bald bittere Klagen. Der Besitzer Max Seidel kümmerte sich wenig um seine Wirtschaft. Das ausgeschenkte Bier war schlecht und wegen des Lichtes kam es zu Reibereien mit dem Personal.

Der Gesellenverein war gezwungen seine Feiern und Veranstaltungen in anderen Wirtshäusern abzuhalten. So gastierte der Gesellenverein beim "Bräu am Berg" bei der Oberen Pfarr, beim Hetzerbräu, später Kaufhaus Horten, beim "Huglwirt" am Rathausplatz, beim "Jungbräu" in der Sauerstraße und beim "Jägerbräu", später Parfümerie Kamm, dann Tchibo mit Stehcafe in der Moritzstraße.

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1856 | Aufnahme des Gesellenvereins in den Katholischen Gesellenverein Bayern

Bereits Ende September 1854 fand sich der Religionslehrer an der "königlichen Lateinschule" und "Benefiziat bei St. Moritz", Nikolaus Mayerhöfer, bereit, Dr. Hechts Nachfolger zu werden. Er veranlasste dann auch die Aufnahme des Ingolstädter "Gesellenvereins" in den "Katholischen Gesellenverein Bayerns", welche von München am 23. Februar 1856 bestätigt wurde.

1859 | Die Gesellen beziehen ihr erstes Heim

Die vielen Lokalitäten waren für die Vereinsarbeit äußerst nachteilig und so entschloß sich der dritte Gesellenpräses (Okt. 1857 - Feb. 1865), Hochwürden Herr Ludwig Gemminger, Benefiziat und Militärprediger ein Haus zu kaufen. 

Er erstand das Haus des Malers Leonhard Mangold in der Proviantstraße Nr. 866 (heute Sebastianstr. 1)  für 2300 Gulden. Ein geringer Teil konnte sofort bezahlt werden.

Mit Begeisterung wurde das Haus um- und ausgebaut und im Mai 1859 wurde das neue Heim bezogen.

Im Laufe der Zeit wurde eine Kegelbahn und ein kleiner Turnplatz geschaffen. Bei größeren Veranstaltungen standen der Saal im "Bären" und in der "Blauen Traube" zur Verfügung. 

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1866 | Nur noch sechs Gesellen Mitglied

Ein wichtiges politisches Ereignis, das nach der Gründung des Ingolstädter Gesellenvereins in die Geschichte einging, war der "66er Krieg". Die Vereinschronik berichtet auf S. 54-55, dass nicht nur viele Mitglieder zur Armee einberufen wurden und am Schluss nur noch 6 Gesellen im Verein waren, sondern dass auch der amtierende  fünfte Gesellenpräses (Febr. 1866 - März 1867), Franz Seraph Limbacher, als Feldkaplan auf den Kriegsschauplatz abging".

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1870 | Der blutige Krieg ein Hindernis für die Vereinstätigkeit

Das wichtigste weltliche Ereignis in Europa war 1870 der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges. Der Chronist vermittelt ein anschauliches Bild von "der Basis", wenn er schreibt:

"Im Sommer 1870 wurde der blutige Krieg an Frankreich erklärt. Das war ein entschiedenes Hindernis für die Vereinstätigkeit. Eine Menge Vereinsgesellen mussten die friedlichen Handwerkszeuge mit den Waffen vertauschen und über den Rhein ziehen. Es blieben höchstens 10 - 15 Gesellen dem Verein erhalten. Dazu entwickelte sich in Ingolstadt ein förmliches Lagerleben. Truppen kamen und gingen. Tausende von gefangenen Franzosen aller Waffengattungen ließen manchmal den Gedanken aufkommen, ob man denn noch im lieben bayerischen Ingolstadt oder etwa in Chalons sich befinde; ein Siegesfest reihte sich an das andere. Kurz, die Vereinstätigkeit wurde zurück gedrängt und vegetierte kaum."

1873 | Der Gesellenverein feiert am 30. November eine Fahnenweihe

Unter dem Präsidium des neunten Gesellenpräses (Dez. 1872 - Mai 1877), Militärkurat Jakob Gratzmeier, feiert der Ingolstädter Gesellenverein am 30. November 1873 eine Fahnenweihe. Abordnungen der Gesellenvereine von München, Eichstätt, Neuburg, Pfaffenhofen und Geisenfeld nahmen daran teil. 

Präses Gratzmeier hielt die Festrede und definierte dabei auch das dreifache Ziel der katholischen Gesellenvereine. Er sagte: "Der katholische Gesellenverein will der Kirche gute Christen, der Familie tüchtige Hausväter und dem Staate treue Bürger erziehen." Wegen dieser Zielsetzung durften sich die katholischen Gesellenvereine auch rühmen, "S. Majestät den König als erhabenen Protektor zu besitzen". Bei dieser Feststellung forderte er die Festversammlung auf, ein dreifaches Hoch auf König Ludwig II. auszubringen, "was begeistert geschah". 

Nach der Nationalhymne wurde die Absendung eines Huldigungstelegramms nach Hohenschwangau beschlossen. Darin versicherten die Versammelten den "allergnädigsten König und Herrn ihrer unverbrüchlichen Treue und unerschütterlichen Anhänglichkeit an das erhabene tausendjährige angestammte bayerische Herrscherhaus". 

Tags darauf traf auf telegraphischem Wege die "allergnädigste Antwort" an den "Herrn Militärkurat Gratzmeier in Ingolstadt" ein.

Sie lautete: "Seine Majestät der König sendet den bei der gestrigen Fahnenweihe betheiligten Gesellenvereinen für die telegraphisch gemeldete Ovation huldreichen Dank und Gruß.

In allerhöchstem Auftrage: Eisenhart S.M.Sekretär."

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1886 | Die tragischen Ereignisse des Jahres 1886

Das Protektorat über die bayerischen Gesellenvereine übernahm nach dem Tod Ludwigs II. dessen Nachfolger, Prinzregent Luitpold.

Mehr als diese Notiz enthält die Chronik des Gesellenvereins nicht über die tragischen Ereignisse des Jahres 1886. Der vierzehnte Gesellenpräses (1884 - 1896) war der 1896 als Religionslehrer an das "kgl. Gynmnasium Eichstätt" versetzte Joseph Schneid. 

Seine Amtszeit war eine der längsten im 19. Jahrhundert. 

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1892 | Gesellenverein erwirbt alte Lateinschule als Katholisches Vereinshaus St. Georg

Der Magistrat der Stadt hat dem Gesellenverein die alte Lateinschule an der Schäffbräustraße für 25.000 Mark käuflich überlassen. Gleichzeitig konnte Präses Schneid einen Nachbarstadel der Lateinschule, das ehemalige St. Georgskirchlein mit erwerben.

Das neue Gesellenhaus führt den Namen „Katholisches Vereinshaus St. Georg“. Bereits am 16. September war die Kaufsumme an die Stadt bezahlt. Die Gesellen konnten die Summe durch freiwillige Geldspenden (Höchstbetrag 300 Mark) und durch Ausgabe von Schuldscheinen an die Ehrenmitglieder, die Freunde und Gönner des Vereins aufbringen. Zwei Jahre dauerte der Umbau.

Zum 40. Stiftungsfest im Jahre 1894 konnte am 9. Dezember das neue Vereinshaus mit Kegelbahn beim ehemaligen Kornmarkt, Ecke Schäffbräustraße/Sauerstraße bezogen werden. Auch der "politische" Verein "Katholisches Kasino" hielt bis 1933 hier seine Zusammenkünfte ab. 

1898 | Am Neujahrstag wird der 2. Band der Vereinschronik eröffnet

Unter Präses Baltasar Meier, Militärkurat, wird am Neujahrstag 1898 der 2. Band der Vereinschronik eröffnet. 

Das gebundene Buch wird von Ehrenmitglied und Buchbindermeister Christian Schindler dem Verein geschenkt. Die Zeichnung auf Seite 1 ist von der ehrwürdigen Frau Paula Schermer, Lehrfrau vom Kloster Gnadenthal gefertigt und gibt das zu hütende Vermächtnis des mittlerweile selig gesprochenen Gesellenvaters mit den anzustrebenden Idealen an:

"Religion und Tugend  |  Arbeitsamkeit und Fleiß  |  Eintracht und Liebe  |  Frohsinn und Scherz". Als Unterpfand für die Bitte "Gott segne das ehrsame Handwerk".

Bemerkenswert ist auch der Text der Widmung: "Gott zur Ehr  |  Dem Präses zur Lehr  |  Dem Handwerk, dem lieben, Sei dies Buch geschrieben". 

Da der Verfasser der Chronik damals herkömmlicher Weise der Präses selbst war, mag die "Lehr" mehr für den späteren Leser gedacht sein. 

Präses Meier beginnt seine Eintragungen mit einem herzlichen Vergelts Gott an das Ehrenmitglied Christian Schindler und die ehrwürdige Lehrfrau Paula Schermer und schreibt weiter, dass am 1. Januar 1898, früh 10 Uhr, die Bauer'sche Stiftsmesse, von ca. 25 Vereinsmitgliedern besucht war. Diese rege Teilnahme freute den Stifter, Ehrenmitglied Franz Xaver Bauer, sehr. 

Abends brachte der Präses, Militärkurat Baltasar Meier, den Vereinsmitgliedern in kurzen Worten die Neujahrsglückwünsche dar.

Es folgen zahlreiche weitere Eintragungen, die auch ungeschönt von erlebten Enttäuschungen und Zwistigkeiten innerhalb des Vereins berichten. 

1933 | Der Verein hat in aller Stille ein K-Banner eingeweiht

Die Chronik berichtet: "Die Jahresarbeit stand ganz im Zeichen des Münchener Deutschen Gesellentages. Darum hat sich der Verein in aller Stille ein K-Banner beschafft und bei seiner Josefi-Generalkommunion still eingeweiht. In den neuen K-Hemden mit dem K-Banner nahm sich die Fahnengruppe ganz stattlich aus."

Den Grund für die "stille Einweihung" des neuen Kolping-Banners erfährt der Leser der Chronik ein paar Zeilen weiter. Da heißt es: "Dass wir in aller Stille Bannerweihe hielten, passte besonders gut in die aufgeregte Zeit der Vollendung der nationalsozialistischen Revolution." 

Beim Münchener Gesellentag der dann doch im Juni 1933 unter sehr beengten Auflagen stattfinden konnte, wurde einem Mitglied des Ingolstädter Gesellenvereins "Bluse, Binde und K-Knöpfe" abgenommen. Damit sollte ein Verwechseln der "Kolping-Kluft" mit den Uniformen der SA unterbunden werden.

Quelle: Chronik der Kolpingsfamilie

1936 | Brand im Kolpinghaus

Am 1. Februar brach im Gesellenhaus an der Schäffbräustraße ein Brand aus, dem ein beträchtlicher Teil des Hauses zum Opfer fiel. Der Wiederaufbau des abgebrannten Gebäudeteils wurde sofort in Angriff genommen, eingeleitet noch unter Präses Vöstner und fand dann unter fachkundiger Bauleitung von Präses Fleischmann einen allseits befriedigenden Abschluß.

Das nunmehr neuerstellte Gesellenhaus hat verschiedene Vorteile:

Neugewinnung von 2 Zimmerräumen, Neuanlage eines Stiegenhauses, Ausbau der Klosettanlagen im den oberen Stockwerken, Verbesserung des Wasserdurchflusses durch Legung von 1 ½ zölligen Leitungen, Errichtung eines überdachten Fahrradständers im Hofe für ca. 25 Räder, Einbau einer Wasch- und Badeangelegenheit für durchwandernde Gesellen, Vertäfelung des Sockels der Wirtschaftsküche.

Als notwendige Folge des Wiederaufbaus erwies sich zuletzt die Neutünchung der Außenwand des Gesellenhauses.

Infolge der zusätzlichen Arbeiten hat sich ein höherer Baukostenbetrag ergeben als die Brandversicherung schließlich bezahlte. Zur Begleichung dieser zusätzlichen Baukosten genehmigen die Gesellen die Errichtung einer zweitrangigen Hypothek von 2.500 RM.

1938 | Schwerer Schlag für Gesellenverein

Ein Jahr nach Übernahme des Präses-Amtes musste Florian Sangl, Stadtpfarrprediger zur Schönen unser Lieben Frau, den ersten schweren Schlag gegen seinen Ingolstädter Gesellenverein hinnehmen. Er wurde "veranlasst", das Gesellenhaus zu veräußern. Am 24.11.1938 erschienen 29 von 31 stimmberechtigten Gesellen zur Generalversammlung und nach einem Lagebericht von Vizepräses H.H. Dr. Fleischmannm wurden die notwendigen Beschlüsse, nach einer viertelstündigen Pause, zum Verkauf des Gesellenhauses und zur Auflösung des Vereins gefasst. Formell wurde an diesem Tage eine Institution Ingolstadts aufgelöst, die schon über 80 Jahre bestand und das religiöse Leben der Stadt bereichert hat. Um 10:10 Uhr beschloss Präses Sangl die Generalversammlung und danach finden sich im Protokollbuch 28 Unterschriften. Es sind die letzten Eintragungen im Protokollbuch aus dieser Zeit.

Präses Sangl schrieb seinen "lieben Kolpingsöhnen" "als letzten Gruß" in die Chronik "noch mehr aber in die Herzen und in den Grundstein des kommenden Gesellenhauses" die Worte eines "ehrsamen Bürgers" aus dem Rheinland: "Die Zeiten sind schwer - die Zeiten sind schlecht - Leg jeder Hand an - dann wird's wieder recht".

Nach dem Kriege berichtet der Chronist: Der Gesellenverein brachte seine "offenherzige" Chronik vor einem möglichen Zugriff der Machthaber in Sicherheit. Nach dem Zeugnis von Präses Florian Sangl (1937 - 1941) wurde das "Chronikbuch in dem kleinen Mühlhausen bei Ingolstadt in Versteck" gebracht und blieb auf diese Weise dem Verein bis heute erhalten.

1946 | Der Neuanfang

Am 30. Januar 1946 sind im Pfarrsaal von St. Moritz 27 ehemalige Kolpingsöhne zusammengekommen. Das Protokollbuch beginnt mit den Worten "Leg jeder Hand an, dann wird's wieder recht". Als ersten Schritt beschloss man die Errichtung einer provisorischen Organisation und wählte Dr. Fleischmann "einstimmig zum vorläufigen Präses". Bei der nächsten Zusammenkunft, die bereits 2 Wochen später, am 14. Februar 1946 stattfand, mußte Dr. Alfons Fleischmann wegen seiner Lehrverpflichtungen an der Hochschule das provisorisch übernommene Präses-Amt niederlegen. Er brachte jedoch aus Eichstätt den Vorschlag mit, Moritzpfarrer Rupert Brems als seinen möglichen Nachfolger vorzuschlagen. 

Grafik: Kolpingsfamilie

1952 | Die Kolpingsöhne bauen sich ein Haus

Am 3. Januar 1952 berichtet der Donaukurier über den geplanten Neubau eines Kolpinghauses. Der Gesellenverein, dem die Kriegsruine des alten Gesellenhauses zurückgegeben wurde, ist seitdem bemüht, ein neues Heim an alter Stätte wiedererstehen zu lassen.

Die Architektengemeinschaft Elfinger und Semmler ist mit der Ausarbeitung der Entwürfe beauftragt. Das Projekt sieht an der Schäffbräustraße, Ecke Sauerstraße einen dreigeschossigen Saalbau und längs der Schäffbräustraße bis zum St. Georgsbau ein viergeschossiges Wohnheim vor. Dabei hat die Architektengemeinschaft einen ganz modernen Bau mit Flachdach und Dachgarten geplant.

Das Wohnheim wird für 110 Gesellen Unterkunft bieten. Im ersten, zweiten und dritten Stockwerk sind je acht Zimmer mit vier Betten und im ausgebauten Dachgeschoß weitere 14 Betten vorgesehen.

Im Erdgeschoß befinden sich Büro- und Wirtschaftsräume. Außerdem sind Unterkünfte für das Personal und eine Wohnung für den Hausmeister vorgesehen,

Ganz modern wirkt der Saalbau für 400 Personen. Durch Türen können weitere 130 Quadratmeter eines kleinen Saales zum großen Saal hin geöffnet werden.

Bei der Finanzierung haben die Gesellen in zahlreichen Arbeitsstunden durch Gewinnung von Bausteinen und Eisenträgern aus der Ruine beigetragen. Zum 100jährigen Bestehen des Gesellenvereins soll das neue Kolpinghaus fertig sein.

1953 | Kolpingsfamilie erwirbt ehemaliges Offiziers-Casino und Katholisches Hospiz in der Johannesstraße

Im Herbst geht das ehemalige Offiziers-Casino, das seit 1946 von der Kolpingsfamilie und den vier hiesigen Kirchenstiftungen geführte Katholische Hospiz in den Besitz von Kolping über. Mit dem Erwerb heißt das Haus in der Johannesstraße 11 „Kolpinghaus“, die Gesellen gründen einen eigenen Trägerverein.

Ursprünglich hatte der Gesellenverein  bzw. die Kolpingsfamilie die Erbauung eines neuen Kolpinghauses an der Stelle des zerstörten Gesellenhauses an der Ecke Schäffbräustraße – Sauerstraße, geplant. Die engen Raumverhältnisse erwiesen sich bei ersten Planungen für ein Jugendwohnheim als äußerst ungünstig und auch die Regierung von Oberbayern empfahl der Stadtverwaltung, der Kolpingsfamilie doch einen anderen Baugrund zur Verfügung zu stellen.

Für das Gebäude an der Johannesstraße haben die Architekten Elfinger und Semmler einen gründlichen Umbau geplant. Die Toreinfahrt zum Garten, dessen schöner Baumbestand unverändert bleibt, wird neuer Haupteingang. Das Erdgeschoß soll neben einer Pförtnerwohnung und Räumen für die Caritas, einen Tagungsraum, die Küche mit Nebenräumen und das Kolpingzimmer aufnehmen. Im ersten Stock bleiben Spiegelsaal mit Nebenräumen erhalten und an der Westseite wird für die Handelsschule zum zweiten Stock ein eigener Aufgang angebaut. 

Durchwandernde Gesellen finden jetzt im Dachgeschoss eine Übernachtungsmöglichkeit. Weiter plant die Kolpingsfamilie im Garten für Jungarbeiter und Gesellen den Neubau eines Heimes, der mit einer gläsernen Brücke mit dem Altbau verbunden wird. 

Zuschüsse und Darlehen aus dem vierten Bundesjugendplan erleichtern der Kolpingsfamilie die Finanzierung. Die Baumaßnahmen sollen so beschleunigt werden, daß zum 100-jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie bereits 1954 alles übergeben werden kann.

Lehrlinge erhalten künftig Wohnung mit Betreuung und Pension im "Lehrlingsheim Tilly" an der Südlichen Ringstraße.

1954 | 100 Jahre, Kolping-K leuchtet am Münsterturm

Die Ingolstädter Kolpingbrüder waren nach schweren Jahren wieder in einem Heim zuhause und konnten zuversichtlich in die Zukunft blicken. Dies umso mehr, als es gelungen war, für das neu erworbene Heim an der Johannesstraße einen Trägerverein ins Leben zu rufen, der künftig die wirtschaftliche und finanzielle Hauptverantwortung für das Haus zu tragen hatte.

In dieser wohlgeordneten Aufstellung traten „Aktivkolping“ und „Altkolping“ unter Leitung ihres Präsides und Senioren in das Jahr 1954 ein.

Es brachte im Herbst die Erinnerung an die Gründung des „Katholischen Gesellenvereins“ vor 100 Jahren.

Die Gestaltung dieses Jubiläums stand als wichtigster Beratungspunkt auf der Tagesordnung der Generalversammlung vom 21. März 1954. Die 84 erschienen Teilnehmer hörten zur Einstimmung eine Richtung weisende Ansprache des Präses Wilhelm Reitzer, in der ihnen das Idealbild einer Kolpingsfamilie in verschiedenen Gleichnissen vorgestellt und als Kolpingsöhnen aufgetragen wurde, „da zu stehen als gerade Männer vor Gott und den Menschen“. Eine Sendung, die Vizepräses Andreas Bader in seinem Geleitwort nachdrücklich unterstrich, damit der alte Kolpinggruß „Gott segne das ehrsame Handwerk“ neuen Widerhall „in unserer Zeit“ gewinne.

Die gleichfalls in der Versammlung vorgenommenen Neuwahlen bestätigten Willi Geier als Senior von „Aktivkolping“ und Max Vollnhals als Altsenior. Ihnen standen die „Aktiven“ Josef Jaumann, Karl Sauer, Alfred Siegele, Max Motzet, Michael Engl und Alfred Diepold sowie Lorenz Grundbuchner zur Seite.

Altsenior Max Vollnhals durfte auf die tatkräftige Mitarbeit von Josef Lukas, Franz Ladenburger, Josef Diepold und Johann Zieglmeier, allesamt erfahrene und um die Ingolstädter Kolpingsfamilie hochverdiente Mitglieder, zählen. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu danken, dass die Einhundertjahrfeier nicht nur zu einem herausragenden Ereignis im Vereinsjahr wurde, sondern auch weit über Ingolstadt hinaus Beachtung fand. Die hoch oben am Münsterturm angebrachte Leuchtreklame, das Kolping-K, deutete gleichsam optisch diesen Festeshöhepunkt an.

Neben den vielfältigen Jubiläumsaktivitäten lief die interne Vereinsarbeit mit den wöchentlichen Bildungsveranstaltungen und den zusätzlichen Freizeitangeboten ungeschmälert weiter. Der Vorstand der Kolpingsfamilie intensivierte sogar noch die Betreuung der Mitglieder indem er neuerdings ein Monatsprogramm erstellte und es allen Interessierten an die Hand gab. Ein Blick auf die damals behandelten Themen weist die vielschichtigen Interessen der Kolpingsöhne aus. Sie reichten von Grundsatzfragen „Kann ein Christ auch Sozialist sein?“ und „Hat das Handwerk noch eine Zukunft?“ über die Darstellung kirchengeschichtlicher Ereignisse bis zur Erörterung aktueller Tagesprobleme. Dabei zeigten die Verantwortlichen der Ingolstädter Kolpingsfamilie keine politischen Berührungsängste und luden beispielsweise auch den nachmaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Fritz Böhm zu einem Fachreferat ein. Selbstverständlich folgten auch prominente Vertreter der christlich-sozialen Partei dem Ruf zu den Kolpingbrüdern und waren gern Gast im neuen Kolpinghaus an der Johannesstraße. Schließlich waren Ingolstädter Bürgermeister wie Karl Batz und Paul Wegmann selber Mitglieder der örtlichen Kolpingsfamilie.  

Für den Verein „Kolpinghaus Ingolstadt“ stellten sich auch angesehene ortsbekannte Persönlichkeiten wie Amtsgerichtsdirektor Dr. Hans Götz und Steuerberater Hans Fürholzer zur Verfügung. Auf diesen Trägerverein kamen in den nächsten Jahren große Entscheidungen zu, war doch das ehemalige Hospiz nach den Vorstellungen des neuen Eigentümers und den modernen Anforderungen der Zeit auszugestalten.

1970 | Erstmals in der Geschichte des Vereins wird mit Andreas Bader ein nebenamtlicher Präses bestellt

Nach langer Vakanz ernannte die Bistumsleitung in Eichstätt den bisherigen Vizepräses, Studiendirektor Andreas Bader, zum Nachfolger von Präses Eckrich und bestellte damit erstmals in der Geschichte des Vereins einen nebenamtlichen Präses. Mit H.H. Andreas Bader, zugleich Religionslehrer an weiterbildenden Schulen in Ingolstadt, übernahm ein sehr musisch begabter und politisch interessierter Geistlicher die Betreuung der Ingolstädter Kolpingsfamilie. Seine Eintragungen in die Chronik des Vereins lesen sich sehr kurzweilig und vermitteln ein lebendiges Bild der geschilderten Erlebnisse.

Am 20.01.1988 wurde H.H. Andreas Bader zum Ehrenpräses der Kolpingsfamilie ernannt.

1977 | Renovierung des Spiegelsaales

Im Jahr 1977 wurde der "Spiegelsaal" einer gründlichen Renovierung unterzogen. Da es sich bei diesem Raum um eine erhaltenswerte historische Baulichkeit handelt, war in die Erneuerungsarbeiten auch das Landesamt für Denkmalpflege einbezogen, die beauftragten Firmen Vollnhals und Pfaller legten die originale Fassung frei.

Der "Spiegelsaal" wurde bekanntlich 1873 als prunkvoller Versammlungsraum für das Ingolstädter Offizierskorps errichtet. Das Adlerfries rings um die Wände erinnerte an den Sieg im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871. Es sollte die Niederlage von 1866 gegen die Preußen vergessen lassen wie auch das sichtbar gewordene Gold in den Ornamenten der Decke diesen ruhmlosen Feldzug zu überstrahlen hatte.

Den eigentlichen Blickfang stellt freilich das Bildnis des österreichischen Kaisers Franz Joseph dar, das an der Stirnseite des Saals angebracht ist. Der Habsburger Monarch war nämlich Ehrenoberst eines in Ingolstadt stationierten Regiments und damit an dieser herausgehobenen Stelle völlig richtig am Platz. Dass er durch seine Ehe mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth (Sissi) in der Donaustadt auch über seine Regiments-Inhaberschaft hinaus bekannt und populär gewesen sein dürfte, kann vermutet werden. Als gesichert darf dagegen gelten, dass der Saal nach links und rechts das Bildnis des Kaisers flankierenden großen Spiegeln sein Namen ("Spiegelsaal") bekommen hat und seitdem so heißt. 

Die beiden anderen Porträts stellen zwei Mitglieder des damals regierenden Hauses Wittelsbach dar: Auf der Innenseite die Pfalzgräfin Maria Anna von Sulzbach (1722-1790), Prinzessin von Bayern, und an der linken Wand, der Fensterseite, den nachmaligen bayerischen Prinzregenten Luitpold. Dieser vertrat bekanntlich nach dem Tod König Ludwigs II dessen nominellen Nachfolger Otto, der jedoch seine Herrscherpflichten nicht wahrnehmen konnte. Neben neuen Fenstern wurden schließlich noch drei neue Kristall-Lüster, welche die Wiener Firma Zahn nach alten Mustern gefertigt hatte, an der Decke des "Spiegelsaales" angebracht, sie haben dem Spiegelsaal ein weihevolles Fluidum gegeben.

Das Bildnis der Maria Anna von Pfalz-Sulzbach, Gemahlin des Clemens Franz de Paula von Bayern ist jetzt in der Fürstbischöflichen Residenz Freising neben dem Bildnis ihres Gemahls Franz de Paula von Bayern zu sehen. Es wurde von der Staatsgemäldesammlung nach Renovierung der Residenz dorthin verlegt.

Spiegelsaal mieten

 

1981 | Das Kolpingdenkmal wird eingeweiht

Die Einweihung des Kolpingdenkmals am 24. Mai 1981 am Adolph-Kolping-Platz zwischen Viktoriakirche und Heilig-Geist-Spital war ein durchaus berichtenswertes Ereignis. Die Ehrung des Gesellenvaters durch die Aufstellung einer Büste war eine weit über Ingolstadt hinaus weisende Geste des Gedenkens und in der Diözese Eichstätt bislang ohne Beispiel.

Die plastische Darstellung des Geehrten stammt aus der Hand des akademischen Bildhauers Franz Maurer und gereicht mittlerweile dem Weichbild Ingolstadts zur Ehre. Die Segnung des Denkmals fand im Anschluss an die sonntägliche Maiandacht statt und wurde vom Diözesanpräses, Domkapitular Alois Brandl vorgenommen. 

1994 | Grußwort von Oberbürgermeister Peter Schnell

Das Kolpingwerk wurde in der Zeit zwischen 1845 und 1849 von Adolph Kolping, der damals Kaplan und Religionslehrer in Wuppertal - Elberfeld war, gegründet. Die Ingolstädter Kolpingsfamilie kann auf eine fast ebenso lange Geschichte zurückblicken.

Seit 140 Jahren steht die Kolpingsfamilie Ingolstadt als ältester katholischer Sozialverband im Dienst am Menschen. In der Nachfolge und im Geiste des Priesters und Sozialreformers Adolph Kolping hat sich die Kolpingsfamilie bis heute tatkräftig für die ganzheitliche Entfaltung des Menschen und von dort aus für eine aus christlicher Verantwortung heraus geprägte Weiterentwicklung der Gesellschaft eingesetzt. Mit unserer Stadt ist die Existenz und das Wirken des Kolpingvereins eng verbunden und eine nicht mehr wegzudenkende Bereicherung. Das Kolpinghaus, das im ehemaligen Offizierskasino untergebracht ist, bietet oft den glänzenden Rahmen gesellschaftlicher Veranstaltungen und ist das Zentrum wichtiger kultureller und geistlicher Programme. Die Ingolstädter Kolpingsfamilie hat 138 Mitglieder und sie neben Augsburg und München die älteste im süddeutschen Raum.

Zum 140jährigen Jubiläum unserer Kolpingsfamilie gratuliere ich im Namen der Stadt von ganze m Herzen. Allen Mitgliedern, Gästen und Freunden der Kolpingsfamilie wünsche ich einen guten Verlauf dieses Ehrentages. Mögen die Ideale von Adolph Kolping weitergetragen und immer wieder neu belebt und lebendig gehalten werden.

 

Peter Schnell

Oberbürgermeister

2004 - 150 Jahre Kolping in Ingolstadt

Die Chronik berichtet:

Was der "Generationen- und Geschlechtersprung" mit der Wahl von Monika Enzinger war, wurde der "Jahrhundert-Schritt" des Kolpinghauses vom gemütlichen Gesellen- und Vereinsheim zum hochmodernen Schul- und Lernzentrum der Kolping-Akademie. Der vor 150 Jahren gegründete "Gesellen-Verein Ingolstadt" war endgültig "personell" und "technisch" im 21. Jahrhundert angekommen.

Geführt und begleitet von so umsichtigen und tatkräftigen Männern wie Dr. Werner Bergsteiner, Hans Stachel und Rudolf Kiermeier, die den Verein "Kolpinghaus Ingolstadt e.V." leiteten. Dieser sicherte mit Unterstützung des Freistaates Bayern, der Diözese Eichstätt und der Stadt Ingolstadt als Vermögensträger des Ingolstädter Kolpingshaus e.V. dessen finanzielle Möglichkeiten ab und sorgte sich um die Mitarbeit qualifizierter Fachkräfte. Dabei bewies er stets eine glückliche Hand. So gewann er für die Beratung den angesehenen Ingolstädter Architekten Clemens Häusler sowie für die Freilegung und Konservierung baugeschichtlich wertvoller Raumpartien den Restaurator und Kolpingsohn Konrad Wiedemann. Dieser vollendete nicht nur den "Spiegelsaal" durch dezente Renovierungen zu einem veritablen Festsaal, sondern spürte auch einen zweiten Raum auf, den er zu einem weiteren Schmuckstück des Hauses gestaltete. Beeindrucken im "Spiegelsaal" neben den Bildern und Spiegeln die Stuckverziehrungen und die imposanten Lüster, ist im neu entdeckten Raum die meisterlich restaurierte Einschubdecke der absolute Blickfang. 

In Erinnerung an die Geschichte des Hauses, das einstmals das von Pfarrer Bartholomäus Holzhauser 1640 begründete Prieserseminar ("Bartholomäer-Institut") beherbergte, wählte man für dieses Kleinod die Bezeichnung "Holzhauser-Saal". Nach Aufhebung des "Bartholomäum" geriet das Haus in staatlichen Besitz und diente zunächst Jahrzehnte als Lazarett und danach als "Officiers-Casino Nr. 160" militärischen Zwecken. 1872 trat an die Stelle der bis dahin bestehenden zweistöckigen Kapelle der später als "Spiegelsaal" bekannt gewordene Speisesaal der Offiziere ("Casino"), der in klassizistischen Stilformen ausgestattet ist. Der von Konrad Wiedemann restaurierte "Holzhauser-Saal" dürfte zeitgleich zum Einbau des Speise- bzw. "Spiegelsaales" eingerichtet worden sein und als Nobelgastraum für kleinere Gesellschaften gedient haben. Eine Funktion, die er nach seiner gelungenen Wiederherstellung erneut erfüllen könnte. 

Man darf gewiss sein, dass die Vorstandschaft des Kolpinghaus-Vereins unter der bewährten Leitung Dr. Werner Bergsteiners und Hans Stachels die optimalste Nutzung für dieses Zimmerjuwel finden werden.

Auch dürften Präses Roland Klein und Kolpingsfamilien-Vorsitzende Monika Enzinger am 150. Geburtstag ihres Ingolstädter Gesellen- bzw. Kolpingsvereins mehrfache Gelegenheit finden, in diesem nobeln und zugleich familiär intimen Saal verdiente Kolpingsöhne und Kolpingtöchter für ihre langjährige Treue auszuzeichnen.

 

2004 - 150 Jahre Kolping in Ingolstadt | 3 Jahre Kolping Akademie

"Wer Mut zeigt, macht Mut" (Adolph Kolping)

Es gehörte schon mächtig Mut dazu, im Jahre 1994 daranzugehen, das altehrwürdige Kolpinghaus von Grund auf zu modernisieren, um eine Kolping Akademie aufzubauen. Eine herausragende Leistung all derer, die mitgewirkt und geholfen haben. Und doch, in der Reihe der Herausforderungen, Umbrüche und Turbulenzen der 150 Jahre Kolpingsfamilie Ingolstadt, nur eine von den großen Leistungen, die jede Generation der Familie "Kolping" erbracht hat.

Wir stehen heute in tiefgreifenden Turbulenzen des Bildungsmarktes und Veränderungen unserer sozialen Marktwirtschaft. "Noch nie war es so schwierig wie heute". Das ist richtig, aber nur aus der kurzfristigen Sicht der "jugendlichen" Kolping Akademie. Ein Blick auf das, was in den letzten 150 Jahren im deutschen Bildungs- und Sozialsystem aufgebaut und zerbrochen ist, führt vor Augen: Es war schon oft so schwierig wie heute. Oft viel schwieriger. Und immer haben sich in der Kolpingsfamilie Frauen und Männer gefunden, die Mut gezeigt haben und sich "den Nöten der Zeit" gestellt haben.

Dafür danken wir, das Team der Kolping Akademie, heute der Kolpingsfamilie und stellen uns der Verpflichtung, unseren Teil zum Erbe beizutragen. 

"Die Nöte der Zeit werden uns zeigen, was ihr tun sollt" (Adolph Kolping).

Der Kampf um den Arbeitsplatz, die Angst vor dem sozialen Abstieg und die Notwendigkeit von lebenslangem Lernen, das sind die Nöte unserer Zeit. Deshalb arbeiten wir in Bildung, Unterstützung und Vermittlung von Jugendlichen und Erwachsenen. Deshalb stellen wir uns den wirtschaftlichen Herausforderungen des Bildungsmarktes. Deshalb zeigen wir Mut, um Mut zu machen.

Bildung ist heute unser wichtigstes Kapital, für jeden von uns, für die ganze Gesellschaft. Mit der Kolping Akademie geht die Kolpingsfamilie Ingolstadt konsequent weiter auf dem Weg, den Adolph Kolping ihr vor 150 Jahren aufgezeigt hat.

Raimund Egger

2014 - 160jähriges Jubiläum

160 Jahre KF Ingolstadt

Predigt von Präses Bernhard Kroll

Das Evangelium des heutigen Sonntags ist beim ersten Hören und auf den ersten Blick eine schwere Kost, sehr radikal und heftig. Wie passt so etwas zu einem Jubiläumsgottesdienst?

Das Evangelium ist das vom 6. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr A, das auf den heutigen Sonntag fällt.

Jesus nimmt Bezug auf die Gesetze Gottes und erklärt, dass er nicht gekommen ist, die Gebote aufzuheben, sondern zu erfüllen. Er sagt uns, wie sie gemeint und zu leben sind. Das Gehörte ist für uns wichtig, wenn wir unseren Glauben ernst nehmen. Jesus geht es nicht um Wortklauberei. Er erklärt uns, dass es um den Sinn, die Aussageabsicht der Gebote geht. Wenn wir verstehen, was mit einem Gebot beabsichtigt ist, können wir es auch befolgen und Gottes Willen tun.

Hier habe ich die Brücke zu unserem heutigen Jubiläum. Wir feiern 160 Jahre Kolpingsfamilie Ingolstadt, die aus dem katholischen Gesellenverein hervorgegangen ist.

Am 26. April 1852 sprach Adolph Kolping im Augsburger Kleinen Goldenen Saal zur Idee der Katholischen Gesellenvereine. Hier sollen junge Männer Gemeinschaft erleben, in ihrem Glauben gestärkt und beruflich weitergebildet werden. 1849 in Köln gegründet, traten die katholischen Gesellenvereine einen Siegeszug in Deutschland und darüber hinaus an. Sie waren eine Antwort auf das soziale Elende jener Zeit.

Gesellen, die ihren Glauben lebten, Gemeinschaft als tragenden Grund erfuhren,  sich weiter qualifizierten und ihren Meister machten, waren gestärkte Persönlichkeiten. Sie konnten von ihrem Verdienst eine Familie ernähren, was einem Gesellen nicht ohne weiteres möglich war. Die Kolpinghäuser, die entstanden, boten wandernden Gesellen Unterkunft und soziale Kontakte.

Nach Kolpings Auftritt in Augsburg entstand der Katholische Gesellenverein Augsburg-Zentral.

Der junge Ingolstädter Karl Sölch war damals in Augsburg zur Ausbildung und lernte den Gesellenverein kennen. Ob er Adolph Kolping selber gehört hat, weiß ich nicht. Er meinte: so ein katholischen Gesellenverein brauchen wir auch in Ingolstadt. Die Idee fand Unterstützung bei Karl Sölch sen. und dem Prediger zur Schönen unserer Lieben Frau, Dr. Ludwig Hecht, so dass 1854 auch in Ingolstadt der katholische Gesellenverein gegründet werden konnte. 1856 veranlasste Präses Nikolaus Mayerhöfer die Aufnahme des Ingolstädter Gesellenvereins in  den katholischen Gesellenverein Bayerns, wie in der Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie Ingolstadt zu lesen ist. 1858 wurde der Ingolstädter Gesellenverein Mitglied im Diözesanverband Eichstätt.

Was im 19. Jahrhundert für die Menschen nötig und hilfreich war, ist im 21. Jahrhundert weitgehend geregelt. Im 21. Jahrhundert sind andere Hilfen notwendig. Mit offenen Augen müssen wir deshalb schauen, was in unserer Zeit die Menschen brauchen. Wo herrscht Not? Wie können wir helfen?

In unserer Kolpingsfamilie sind viele ältere Menschen beheimatet. Auch für sie gilt, was Adolph Kolping vor mehr als 160 Jahren erkannte. Sie finden in der Kolpingsfamilie Gemeinschaft, bilden sich weiter und leben ihren Glauben.

Vor allem setzen sie sich ein für Menschen, die Unterstützung brauchen.

  • sei es durch Projekte in Entwicklungsländern, besonders bei Kolpingsfamilien. Hilfe zur Selbsthilfe nach dem Subsidiaritätspinzip, einem wichtigen Punkt der katholischen Soziallehre, leisten wir, wenn wir Projekte unterstützen, durch die Menschen sich ihren Lebensunterhalt verdienen können.
  • sei es durch Unterstützung der Kolpingakademie durch den Kolpinghaus e. V. Die Kolpingakademie unterstützt junge Menschen durch berufsqualifizierende Maßnahmen und Ausbildungsbegleitende Hilfen.
  • Sei es durch Hilfsprojekte in Litauen oder
  • Durch die Übernahme der Wohn-Betreuung von Auszubildenden.

Papst Franziskus hat in seiner Enzyklika Evangelii Gaudium, die Freude des Evangeliums uns in unserem Engagement für die Hilfsbedürftigen und Schwachen bestärkt:

(187.) „Jeder Christ und jede Gemeinschaft ist berufen, Werkzeug Gottes für die Befreiung und die Förderung der Armen zu sein, so dass sie sich vollkommen in die Gesellschaft einfügen können; das setzt voraus, dass wir gefügig sind und aufmerksam, um den Schrei des Armen zu hören und ihm zu Hilfe zu kommen. Es genügt, in der Heiligen Schrift zu blättern, um zu entdecken, wie der gute himmlische Vater auf den Schrei der Armen hören möchte.“

 Wenn wir als Christen den Hilfeschrei der Armen und Schwachen hören und uns ihnen nicht verschließen, dann handeln wir nach Gottes Willen und erfüllen seine Gebote. Hier sind wir wieder beim heutigen Evangelium.

Wir handeln, wie Gott es von uns erwartet: wir helfen den Bedürftigen und bauen so mit an seinem Reich. Wir danken Gott, dass er uns mitwirken lässt am Aufbau einer gerechteren Welt durch unser Engagement im Kolpingwerk. So gehen wir mit Gottvertrauen in die Zukunft.

Amen

Bernhard Kroll, Präses der Kolpingsfamilie Ingolstadt

19.02.2014

2018 - Zukunftsfähige Entscheidungen

2018 werden die Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit des Kolpinghauses deutlich intensiviert. Es werden grundlegende Entscheidungen zur Ausgliederung des Akademiebetriebes durch Gründung einer gemeinnützigen Kolping Akademie Ingolstadt GmbH und Gründung einer Kolping-Stiftung getroffen.

Die Kolping Akademie Ingolstadt gGmbH wurde im Januar 2019 in das Handelsregister eingetragen.

Die Kolping-Stiftung Ingolstadt wurde am 2. Mai 2019 durch die Regierung von Oberbayern als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts staatlich anerkannt.

2020 - Mit Mut und Optimismus Zukunft stiften

In Verbindung mit dem diesjährigen Stiftungsfest hat die Kolpingsfamilie am Sonntag, 26. Januar 2020, die Gründung der Kolping-Stiftung Ingolstadt und ihr 166-jähriges Jubiläum gefeiert. Zu dem Fest haben sich auch Bundesminister Horst Seehofer, Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel und die stellvertretende Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland, Klaudia Rudersdorf angesagt.

Mehr erfahren...

Verbandsgeschichte

Die Kolpingsfamilie von heute ist nicht mehr der Katholische Gesellenverein von einst. Wie sich der Verband entwickelt hat, könnt Ihr hier in kurzen Abschnitten erfahren.

Ausführlichere Informationen zur Verbandsgeschichte findet Ihr hier.

1873 - Fahnenweihe

1873 - Seine Majestät der König sendet Telegram an Gesellenpräses

Die Chronik schreibt: "Seine Majestät der König sendet am 1. Dezember den bei der gestrigen Fahnenweihe betheiligten Gesellenvereinen für die telegraphisch gemeldete Ovation huldreichen Dank und Gruß.
In allerhöchstem Auftrage: Eisenhart S.M.Sekretär."

1898 - Gesellenhaus in der Schäffbräustraße

1900 - Ingolstädter Gesellen

Das Foto wurde 1900 mit Blitzlicht im Gesellenhaus an der Schäffbräu- straße aufgenommen. Es stammt von Heinrich Bauer, * 1880

1919 - Theatergruppe

Das neue Kolpinghaus in der Johannesstraße

100 Jahre Kolpingsfamilie

Die hoch oben am Münsterturm angebrachte Leuchtreklame, das Kolping-K, leuchtet 1954 zum 100-jährigen Jubiläum.

1981 - Das Kolpingdenkmal wird eingeweiht

160 Jahre - Festgottesdienst in St. Moritz

Foto: KF Ingolstadt
von links: Diakon Johann Kuschill, Domkapitular Rainer Brummer, Präses Bernhard Kroll, Dekan Bernhard Oswald

160 Jahre - Festversammlung im Spiegelsaal

Foto: KF Ingolstadt

160 Jahre - Ehrungen

Foto: KF Ingolstadt
Ulrich Herrmann und Dr. Werner Bergsteiner werden für außerordentliches Engagement geehrt

166 Jahre

Festversammlung im Spiegelsaal